Naturstein und SĂ€uren

Das die verschiedensten Natursteine unterschiedlichste Eigenschaften haben ist vielen GebÀudereinigern leidlich bekannt. Aber auch die eingesetzten Chemikalien werden oft unterschÀtzt. Das der pH - Wert Einfluss auf eine Schmutzbeseitigung hat, ist jedem GebÀudereiniger gelÀufig. Aber der pH - Wert ist nicht alles. Salopp formuliert:" Es kommt nicht nur darauf an, wieviel PS ein Auto hat, sondern auch wer der Fahrer ist und welche Vorlieben er hat".

Die einzelnen SĂ€uren haben auch Ihre Vorlieben und entsprechende Risiken. Um die Problematiken zu verdeutlichen haben wir einen Granit als Beispiel fĂŒr eine saure Grundreinigung ausgesucht um die verschiedensten Eigenheiten der SĂ€uren zu verdeutlichen. Aber Vorsicht, nicht alles was man als Granit bezeichnet, ist ein Granit. Beispielsweise gibt es keine schwarzen Granite und die Binsenweisheit, das alles was man mit einem Teppichmesser nicht ankratzen kann ein Granit ist, gehört in die Welt der MĂ€rchen. Sehr beliebt sind im Moment billige schwarze chinesische Basalte, die sĂ€ureempfindlich sind. Typische Handelsnamen sind z. B. "Tiger Black" oder "G 684". Diese Sorte sind generell sĂ€ureempfindlich aber nicht anritzbar mit einem Teppichmesser. Deshalb ist es immer notwendig vor einer sauren Reinigung einen Vortest zu machen und natĂŒrlich immer den Bodenbelag vorzuwĂ€ssern um den Stein und vor allen Dingen die Fugen zu schĂŒtzen. Nach einer sauren Reinigung ist mindestens zwei mal mit klarem Wasser nachzuspĂŒlen. Niemals nach einer sauren Reinigung mit einer alkalischen FlĂŒssigkeit "neutralisieren" Das fĂŒhrt zur Bildung von Salzen und anderen z. T. gesundheitsschĂ€dlichen Reaktionen. Bei den nachfolgenden ErklĂ€rungen wird immer von korrekter Vorgehensweise und von den Herstellern zugelassenen Konzentrationen ausgegangen.

FlußsĂ€ure (chem.: in Wasser gelöster Fluorwasserstoff (HF)). FlußsĂ€ure greift Silikate an und zerstört bei allen Hartgesteinen und Keramiken die OberflĂ€che. Deshalb wird sie von Fachunternehmen zur Anrauung und damit Erhöhung der Rutschhemmung von Naturstein und Keramik eingesetzt. FlußsĂ€ure ist hochgiftig und fĂŒhrt zu schwer heilenden Wunden. Mit Ihr können Gipsschleier entfernt werden. Sie gehört nur in MeisterhĂ€nde (natĂŒrlich mit entsprechender SchutzausrĂŒstung) Dem Autor ist ein Fall bekannt, in dem ein sogenanntes Spezialunternehmen eine Zementschleierentfernung mit FlußsĂ€ure durchfĂŒhren wollte. Der Boden war ruiniert und mußte abgeschliffen werden. Produkte, die "saures Amoniumbifluorid" enthalten, spalten HF ab und sind fĂŒr Mitarbeiter und Gestein gefĂ€hrlich.

SalzsĂ€ure (chem.: in Wasser gelöster Chlorwasserstoff (HCL)) ist wohl die bekannteste SĂ€ure. Sie ist leicht flĂŒchtig und die DĂ€mpfe haben u.U. ein höheres Schadenspotential. Die GranitoberflĂ€che wird bei geringeren Konzentrationen zwar nicht angegriffen, aber wenn HCL in das Gestein eindringt, wird es problematisch. Im Granit sind auch oft sogenannte Erzmineralien enthalten, die von der SalzsĂ€ure "geknackt" werden und darin enthaltenes Eisen wird freilegt. Der eigentliche Rost taucht meistens erst nach mehreren Monaten auf . Die dann auftretenden gelben Flecken werden meist dem Unternehmen, das die Unterhaltsreinigung macht "in die Schuhe" geschoben. Der Nachweis, das SalzsĂ€ure die Ursache der VerfĂ€rbung ist, kann durch eine relativ preiswerte Untersuchung in einem GeologenbĂŒro durchgefĂŒhrt werden. Deshalb bieten Reinigungsmittelhersteller i. d. R. keine salzsĂ€urehaltigen Produkte als Zementschleierentferner mehr an. Dem Autor ist ein Fall bekannt, wo eine Treppenanlage Freitags mit einem Baumarktprodukt auf SalzsĂ€urebasis vom Zement befreit wurde. Der am Montag eintreffende Stahlbauer traf fast der Schlag. Die kompletten EdelstahlgelĂ€nder und die Wandbekleidungen waren verrostet. Die Kosten fĂŒr die Erneuerung musste der GebĂ€udereiniger ĂŒbernehmen.
Andere Hartgesteine, z. B. Labrador, verlieren bei Kontakt mit SalzsÀure schlagartig ihren Glanz. Diese Gesteine halten auch vorverdauten Essensresten nicht stand, wie sich manchmal nach Veranstaltungen feststellen lÀsst.

PhosphorsĂ€ure (chem Massenformel (H3PO4)) zĂ€hlt mit zu den stĂ€rksten SĂ€uren und ist vielen Autobastlern als Rostumwandler bekannt. Sie hat gegenĂŒber Kalk das grĂ¶ĂŸte Lösevermögen (nicht das schnellste). Auf den meisten Graniten ist sie problemlos einsetzbar, wenn er nicht gelb ist. Dann kann es durchaus passieren, das die gelbe Farbe "umgewandelt" und das gelbe Gestein grau wird. Enthaltenes Eisenoxyd wird zu Eisenverbindungen mit anderer Farbe "umgewandelt". Sie findet in SanitĂ€rgrundreinigern ihre hĂ€ufigste Anwendung, wo entsprechende Tenside und andere Inhaltsstoffe zugegeben werden. Typische Handelsnamen sind Helotil von Ecolab oder Santex von Kiehl). Viele der schwarzen Hartgesteine reagieren auf PhosphorsĂ€ure in entsprechender Konzentration mit Verblassung

AmidosulfonsĂ€ure (Chem Massenformel H2NO3S) ist der gebrĂ€uchlichste Inhaltsstoff von Kalkentfernern und SanitĂ€rreingern. Sie reagiert am schnellsten und sehr spontan auf Kalk. Auf die Inhaltsstoffe eines Granits hat sie i. d. R. keine Wirkung. Sie wird als Pulver z.B. zur Bauabschlußreinigung ( z. B. Fefix) oder als saurer Intensivreiniger (Into,Patronal..) ĂŒber den Fachhandel vertrieben.. Neben der entkalkenden Wirkung kann mit AMSF auch Milchstein entfernt werden. Ihre Vorliebe fĂŒr Kalk macht sie auch zu einem guten Indikator. Weißliche BelĂ€ge, die nicht auf AMSF reagieren enthalten keinen Kalk, sondern z. B. Gips. FĂŒr Granit ist sie die risikoloseste SĂ€ure und ist z. B. am Flughafen DĂŒsseldorf fĂŒr die Bauendreinigung verwendet worden.

EssigsĂ€ure (chem Massenformel C2H4O2) ist relativ beliebt in der Haushaltsbranche. Essigreiniger werden als umweltfreundlich und natĂŒrlich angepriesen. Der professionelle GebĂ€udereiniger kennt aber die Wirkung auf Armaturen, da z. B. das Kupfer schnell angegriffen wird. Auch ist ESS schnell flĂŒchtig und es riecht dementsprechend. Bei Graniten, die Eisen- Mangan- oder Zinnverbindungen enthalten können durch Bildung von EssigsĂ€ureacetaten Ver- oder EntfĂ€rbungen entstehen. Auch Glanzverminderungen sind möglich. Manchmal wird Essig lediglich als Duftstoff eingesetzt. Dann ist er i. d. R. harmlos.

OxalsĂ€uren sind eigentlich Exoten, die beim aufpolieren von Kalksteinen und Marmoren verwendet werden. Der alte Name "Kleesalz" fĂŒr Kaliumtetraoxalat stammt vom Bitterklee ab, in dem sie enthalten ist.

Stand: 06/09